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Tierschutz

Tierschutzrelevante Betrachtungsweisen bei Aquarienfischen

Welche zweckmässigen Forderungen lassen sich an den Tierschutz bei Aquarienfische stellen?

Tierschutzvertreter, Leute aus dem Wissenschaftsbereich und der Zoofachbranche, Amtstierärzte und ein BLV-Sachverständiger sowie ein SDAT-Vertreter nahmen an einem Kompanima-Workshop im April 2016 teil.

Merksatz: Ohne Fachwissen gibt es keinen Tierschutz!


Frage: Was geschieht mit dem «letzten Fisch» im Aquarium vor der Auflösung?



Ausgangslage

Es gibt über 32‘000 Fischarten; etwa 1000 Arten sind im Aquaristikhandel; 400 Arten sind regelmäs-sig im Zoofachgeschäften erhältlich; mit etwa 45 Arten wir das Hauptgeschäft getätigt.

Zierfische bilden Zahlenmässig die Grösste Tiergruppe im Heimbereich.

80 % der verkauften Zierfische stammen aus Zuchten (Asien; Deutschland, Tschechien u.a.). An-merkung: in der Aquakultur werden 450 Arten gezüchtet.

Frage: Sind domestizierte Arten (oder Rassen) anders als Wildfische zu behandeln? Antwort: Nein, als Annahme gilt, ähnlich wie Hausschweinen oder Hühnern gehen die natürlichen Bedürfnisse nicht verloren.



Tierschutz kann nicht in allen Teilbereichen gleich angewendet werden.


Unzweckmässiges Vorgehen macht den Tierschutz unglaubwürdig

Anzeige wegen veralgten Aquarienscheiben (falsche Interpretation für schmutzig)
Auf Anweisung hin Strukturen schaffen in Koi-Aquarien, wenn Platz dies nicht zulässt
Mindesttiefe für Aquarien beträgt 15 cm (Bildaquarien)

Provokationen ausweichen: Beim Qualzuchtverbot heisst es rasch einmal: hast du auch etwas gegen behinderte Menschen.

Zoofachgeschäft wird samstags als Kinderkrippe genutzt



Netzwerke

Seit 1990 kennt der Schweizer Zoofachverband Eigenbeschränkungen.

Es müssen Netzwerke geschaffen werden; gemeinsame Plattformen (auch auf dem Internet); bereits besteht die Wissensplattform www.fischwissen.ch

Anmerkung: Am 12. Mai 2016 wurde in Baden der Verein Entwicklung der Aquaristik VEA gegründet. VEA ist das unabhängige Netzwerk bestehend aus Firmen, Institutionen, Vereinen und Aktivisten. Das Ziel ist: es werden Strukturen geschaffen, die der Vielfalt der Aquaristik (Süss-, Kalt- und Meerwasser, sowie Aquascaping und Wasserpflanzen etc.) gerecht werden.



Wie werden Fische geschützt und wo gibt es Lücken?

Verboten sind nur Himmelgucker und Teleskopaugen-Artige Goldfischzuchtformen.

Im Gesetz, Richtlinien und anderen Vollzugshilfen, wie Listen etc. sind die Fische unzureichend ge-schützt. Hier besteht bei den Tierschutzorganisationen, Handel und Wissenschaft ausreichend Ei-nigkeit.

Das Vorgehen beim Umgang mit den Fischen ist unzureichend geregelt. Das Herausfangen mit Net-zen ist zweckmässig; kann aber die Fischhaut schädigen. Es gibt die Plastik-, bzw. die Glasglocke. Beim Transport könnten weniger Fische in mehr Wasser gesetzt werden. Und durch Luftaktive-Beutel liessen sich Ausfälle bei Verspätungen minimieren.

Qualzuchten müssten verboten werden.



Was bedeutet Fischwohl


Es gibt bei jeder Art typisches Verhalten aber auch individuelle Abweichungen.
Wahlversuche zeigen individuelles Verhalten. Nicht alle Arten reagieren gleich auf Reize.

Physiologische Komponente
Verhaltens Komponente
Kognitive Komponente

Fische sind empfindungsfähige Tiere mit kognitiven Fähigkeiten

Merke: Die Anpassungsfähigkeit der Fische darf genutzt werden; denn dies kann auch positives be-wirken.



Zierfische als «Wegwerfartikel»?

Aquaristik in der Schweiz:
• Es gibt rund 100‘000 AquarianerInnen in der Schweiz
• 400 sind beim SDAT organisiert (excl. Arcat)
• In der FAS haben wir jährlich mit rund 700 AquarienerInnen unterschiedliche Beratungs-Kontakte. Bei einem Wirkungskreis von rund 30 km (vereinzelt bis über 100 km), mit jährlich durchschnittlich 5 Tierschutzfällen (z.B. Tierhorter)

Zahlen zur Fischauffangstation:
• Jährlich werden durchschnittlich 2‘000 Fische aufgenommen und vermittelt und rund 1‘000 Fische direkt vermittelt.
• Rund 1‘500 Fische werden abgewiesen (meist Goldfische).
• 500 Fische (meist Antennenwelse) müssen sediert werden.
• 2015 wurden rund 1’000 Beratungsgespräche am Telefon durchgeführt.
• 2015 wurden rund 300 E-Mails beantwortet.

FAS-Statistik zur Aquaristik:
• 80 % sind Gesellschaftsaquarien; davon sind 90 % überbesetzt mit falschen Zusammenset-zungen.
• 80 % der Fische sterben in den ersten 3 Monaten des Erstkaufes bei den AquarianerInnen.
• 40 % der Leute kaufen monatlich neue Fische und ersetzen damit die Abgänge.
• 95 % der Leute kennen ihre Fische nicht per Artnahmen und haben keine Kenntnisse zum Verhalten.
• 70 % der Fische werden falsch gefüttert, zeigen Mangelerscheinungen, sind unterernährt o-der werden überfüttert.
• 60 % der Leute machen keine regelmässigen Wasserwechsel (wenn überhaupt alle 3-6 Mo-nate).

Rangliste der Ungeliebten:
• Goldfische (müssen meist abgewiesen werden)
• Lebendgebärende
• Buntbarsche
• Welse (vorwiegend Antennenwelse)
• Salmler
• Barben und Schmerlen
• Labyrinthfische
Und es werden Tiere aus den rund 1000 handels-relevanten Fischarten abgeben (vom Platy bis zum Zitterwels).



Vergesellschaftung: Freund oder Feind?

Unverträglichkeit Räuber-Beute regeln. Kleinsalmler können mit Piranhas zusammen leben; nicht aber Fischarten die in ähnlicher Grösse, die von den Piranhas als Beute angesehen werden. Und warum müssen Kleinsalmler solch einer unnötigen Vergesellschaftung ausgesetzt werden?
Frage: gibt es Stressanzeichen für die Beifische?

Tag- und Nachtaktive Fische nicht zusammenhalten (Neonsalmler und Antennenwelse)

In Heimaquarien gibt es keinen biologischen Nischen!

Es müssen mehr Kriterien zur Beurteilung von Vergesellschaftungen geschaffen werden (Alter, Schwierigkeitsgrad der Haltung etc.)



Wie werden Aquarienfische getötet?

Das Töten von Fischen (Krankheit/Geburtenregelung) darf nicht ignoriert werden.
Es gibt keine Lösung für den Heimbereich, falls die kleinen Gebinden an Koisleep nicht mehr ausgeliefert werden können.



Weiterbildung

Es ist eine anerkannte Ausbildung Tierschützer geplant
Aktuelle Weiterbildungsangebote: Was fehlt?
Vorgehen bei Verhaltensbeobachtungen für Laien



Fazit

Die Aquaristik hat sich in den letzten 30 Jahren von einem der schönsten «naturnahen Hobbys» im Heimtierbereich zur grössten Tiervernichtungsmaschinerie entwickelt.

Jährlich werden im deutschsprachigem Raum mehr als 100‘000‘000 Fische umgesetzt.

Grund: Zierfische sind Billigware !

Merke: Wir können kein Fachbuch empfehlen, welches dem Tierwohl umfassend Rechnung trägt.



Kommende Revision beim BLV

Mindestliterzahl für Gesellschaftsaquarien.



Mögliche Tierschutz-Forderungen

Die Sachkunde für alle einführen.

Für Anfänger nur eine Fischart pro Aquarium empfehlen.

Gesellschaftsaquarien bis 5 Arten, sind nur in über 500 l Aquarienvolumen gestattet.

Es dürfen keine Räuber mehr mit Beutefischen vergesellschaftet werden.

Es braucht Mindestanforderungen für Aquariengrössen für den jeweiligen Zierfischbesatz

Es müssen mehr Vollzugshilfen kreiert werden (wie z.B. die schon verwendeten Nitrat-Messstreifen); dies statt unübersichtliche Verordnungen zu kreiren. Fachinformationen sind gute Vollzugshilfen für Amtstierärzte.

Vollzug besser Ausbilden (Negativlisten mögen Juristen nicht)



Kriterien:


Was will der Fisch

Physische und psychische Faktoren
Anzahl Kiemenschlag kann man messen
Herzfrequenz ist messbar
Stresshormone (Cortisol) sind messbar

Farbveränderungen sind zu sehen

Leiden ist ein emotionaler Zustand, denn man nicht messen kann.

Wirbeltiere haben ähnliche Nervensysteme und zeigen auf ähnliche Situationen ähnliche Reaktio-nen. Daher ist die Leidensfähigkeit plausibel.

Schmerzmittel helfen auch bei Fischen

Bei Massenproblemen ansetzen und nicht bei Einzelfällen

Nicht auf Verbote aufbauen

Wie kommt die Information zum Kunden (Broschüren werden erfahrungsgemäss nicht gelesen)

Endlose Auflistungen (Positiv-, Negativlisten werden als wenig zweckmässig erachtet (auch von den Ämtern).

Fischgrössen sind in Standardlänge zu benennen (ohne Flosse bzw. Filament)



Aufgabe von VEdA


Diskussionsgrundlagen für kommende BLV-Revisionen rechtzeitig zusammentragen.
Das Fischwohl verbessern
Es sind Empfehlungen zu erarbeiten
Tierschutz bei Zierfischen im FBA verankern
Artgerechtes Halten an Beispielen sichtbar machen
Abklärung Art. 97; Zierfische und Zuchtfische werden anders bewertet (warum)

Veränderte Zuchtbedingungen bei Fischen rufen den Tierschutz auf den Plan.