Können Tiere denken?

Mit Bestimmtheit hat jeder Aquariumbesitzer schon mal Verhaltensweisen an seinen Fischen beobachten können, die eigentlich kaum so richtig in das übliche Schema des sonstigen Verhaltens passen.
Leider sind die Gedanken kaum messbar, daher bleibt die Tierpsychologie weitgehend eine Glaubensfrage. Die Tierpsychologie ist verglichen mit anderen Wissensgebieten eine noch sehr junge Wissenschaft, nämlich kaum 50 Jahre alt.
Die ersten Gedanken zur "Tierpsychologie" erarbeitete Charles Darwin (1809-1882). Da nach ihm kein Forscher bereit war mit dem gleichen Eifer an diesem Thema weiter zu forschen, fehlten neue Erkenntnisse weitgehend, bis nach dem 1. Weltkrieg seine Theorien zu neuen Ehren gelangten. Auch der Verhaltensforscher Konrad Lorenz stand der Tierpsychologie aufgeschlossen gegenüber und prägte diese massgeblich mit.
Heute geht man davon aus, dass das tierische Verhalten vorwiegend aus dem genetischen Erbe, Reizen und der darauf folgenden Reaktionen besteht. Dazu kommen noch erlernte Erfahrungen, welche durchaus individuellen Charakter besitzen können. Hier spielt jedoch bereits das Gedächtnis eine wichtige Rolle.
Bei der Köcherfliege ist erfahrungsgemäss zu beobachten, dass sie beim Entfernen eines "Bausteines" ihres Köchers sofort beginnt diesen zu ersetzen. Das Ersatzstück besitzt erstaunlicherweise die genau gleiche Grösse wie das vorher entfernte Stück.
Konnte die Köcherfliege die Form und Grösse des fehlenden Teiles erkennen und daraus den richtigen Schluss ziehen? Wäre dies der Fall, könnte ein Denkprozess dahinter stecken. Möglicherweise wäre dies nur eine bewusste Tätigkeit im Insektenleben. Jedoch bei einem eher "primitiven" Tier eine beachtliche Leistung. Zu welchen Leistungen sind dann die Fische in der Lage? Sicher ist, dass Goldfische zwischen unterschiedlichen geometrischen Formen unterscheiden und Farben zuordnen können.

Beobachten wir das Verhalten eines Tieres, merken wir, dass vieles automatisch abläuft. Daraus ziehen wir den Schluss: Dies ist eigentlich eine "einfältige" Kreatur. Überlegen Sie aber einmal wie wir viele Dinge im alltäglichen Leben automatisch erledigen. (das Radfahren beispielsweise). Sind wir deshalb dumm?
Bei vielen Tierarten gehört eine rege "Bautätigkeit" zum natürlichen Verhalten. Die unmittelbare Umgebung wird aktiv verändert und solange ausgebessert, bis das entsprechende Gebilde die gewünschte Form besitzt. Beim Bauen ihrer Laichburgen scheinen gewisse Malawi-Cichliden eine ebenso exakte Vorstellung über ihr "Bauwerk" zu besitzen wie die Blattschneiderameisen beim Nestbau. Hier stellt sich die Frage, ob solch komplizertes Vorhaben ausschliesslich durch Reflexe etc. entsteht, oder ob sich dahinter Ungleiches mehr verbirgt?
Ausserdem versetzen uns die Fischreiher in Erstaunen, die mittels Auslegen eines Köders (Brotreste) Fische anlocken, um diese danach zu erbeuten.
Dieses Verhalten ist nicht bei allen Fischreihern beobachtet worden. Es ist sicherlich nur das erlernte Verhalten von besonders begnadeten Vertretern ihrer Art. Doch liegt in diesem Unterfangen schon viel Fähigkeit, die an Planung erinnert.
Bei unseren "nächsten Verwandten", den Affen, sind wir schon eher bereit von denkenden Wesen zu sprechen. Gebrauchen sie doch Werkzeuge zur Futteraufnahme. Schimpansen können sogar ihr Spiegelbild erkennen und eine Zeichensprache erlernen.